Wetterkapriolen im Zugerland
Kennen Sie das? Da schlägt jemand Kapriolen wie ein junger Bock (lat.: caper, Bocksprung: lat. capriolo), richtet heillose Verwüstung an – und Sie stehen machtlos daneben. Können die Schäden nicht verhindern und fragen sich, wie sie das je wiedergutmachen sollen.
Genau so geht es uns im Moment mit dem Wetter. Spätestens seit dem 21. Juni sind wir geschockt und ziemlich fassungslos. Aber der Reihe nach …
Bockiger April
Den Totalausfall unserer Chriesi-Ernte durch den Frost am 5./6. April hatten wir kurz erwähnt. Der feuchte Schnee konnte die Blüten vor der überraschend grossen Kälte dieser Nacht nicht schützen. So war die Chriesi-Ernte 2021 perdu. Schwer genug.
In den folgenden zwei Wochen haben wir die Blüten der Öpfelbäume, die immer kurz nach den Chriesiblüten kommen, durch Anzünden von Frostkerzen vor Kälte geschützt. Das Wetter war uns gnädig, denn es war recht windstill und die Frostkerzen haben ihren Zweck erfüllt.
Im Juni kam der Hagel
Doch dann kam der Abend vom 21. Juni, der allen Zugern – ob Bauern oder nicht – noch lange in Erinnerung bleiben wird: Wahnsinnig viele Hagelkörner füllten die Netze in der Chriesi- und der Apfelplantage und liessen diese total durchhängen.
Auf dem Foto oben sieht der Hagel fast wie Schnee aus, so viele Körner waren es! Man sieht auch, dass die Öpfel von den Netzen nicht mehr geschützt werden konnten. Der Hagel prallte direkt auf die Früchte und hinterliess wüste Narben.
Da hilft nur Handarbeit
Nun ist Handarbeit angesagt: Damit wir nicht alle Früchte zu Most verarbeiten müssen, haben wir sofort damit begonnen, jeden einzelnen Öpfel anzuschauen und die stark Verletzten auszupflücken. Ziel ist es, den unverletzten Früchten so viel Raum und Licht zu geben wie irgend möglich. Retten wir, was zu retten ist …
Auf jeden Fall werden wir heuer nur eine kleine Ernte an Tafeläpfeln haben und sehr viel Mostobst.
Auf ganzer Linie verbockt?
Schwierig ist es auch bei den Zwetschgen. Die meisten Zwetschgenbäume stehen nicht unter den Schutzkonstruktionen, sondern im Freien. So waren sie dem Hagel ungeschützt ausgeliefert.
Früchte und Laub wurden grösstenteils abgehackt. Das Holz wurde schwer verletzt. Das bedeutet, dass wir auch in den nächsten Jahren mit den Folgen zu tun haben werden. Für 2022, für 2023 … ist mit Teilausfällen zu rechnen. Für 2021 ist der Totalausfall Realität.
Keine Chriesi, keine Zwetschgen, wenig Tafelöpfel, viel Most – die feinen Früchte werden uns fehlen in diesem Jahr.
Wetter, Kapriolen … Eseli
Was tut man als Obstbauer, wenn das Wetter „den Bock zum Gärtner“ macht und mit seinen Kapriolen alles zerstört? Richtig: Man schaltet einen Gang zurück und sucht den verbleibenden Weg zum Ziel. Wir machen deshalb eine Backpause und widmen uns der Pflege unserer geschundenen Öpfelbäume.
Und wir schauen mal, welche Antworten uns auf diese Wetterkapriolen einfallen. Denn selbst der wildeste Bock beruhigt sich irgendwann und mit etwas Geduld lassen sich die Spuren seiner Kapriolen bereinigen. Ein bisschen Erfahrung haben wir ja: unser Eseli kann auch ganz schön bockig sein …
Bsondrigs, unseren beliebten Freitagsverkauf, wird es erst im September wieder geben. Der Hofladen ist durchgehend geöffnet. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.


Priska und Thomas Knüsel
Ihre Obstbauern vom Ibiker Hof
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